De retibus nummorum –
Die Vernetzung der spätkeltischen Welt am Beispiel der Münzwirtschaft
De retibus nummorum –
Interconnectivity in the late-Celtic world: the example of
coinage
Verantwortliche Personen:
Dr. Caroline von Nicolai (Universität Leipzig)
Dr. Karsten Tolle (Goethe-Universität Frankfurt am Main)
Sebastian Gampe (Goethe-Universität Frankfurt am Main)
Markus Möller (Goethe-Universität Frankfurt am Main / Universität Leipzig)
Finanziert durch:
Das Projekt (english below):
Das interdisziplinäre Forschungsprojekt de retibus nummorum (DeReNum) hat sich zum Ziel gesetzt, die Entstehung und Entwicklung der keltischen Münzwirtschaft, Kommunikationsnetzwerke und Wirtschaftsräume zu rekonstruieren. Die Grundlage hierfür bilden keltische Münzen des 3. bis 1. Jh. v. Chr., die mittels Typen- und Stempelstudien sowie der Analyse ihrer Fundkontexte untersucht werden sollen. Diese verschiedenen Informationen sollen dabei in eine Soziale Netzwerkanalyse einfließen, welche in den Sozialwissenschaften aktuell verwendet wird, jedoch in der Numismatik noch nicht etabliert ist. Die Soziale Netzwerkanalyse erforscht mit Hilfe von quantitativen Analysen die Verbindungen und Abhängigkeitsverhältnisse einzelner Akteure – nämlich Fundplätze und Münzen – in einem sozialen System. In diesem Beispiel bilden die Fundplätze, insbesondere Siedlungen, die Knoten (nodes) des Netzwerkes, wohingegen die Typen- bzw. Stempelgleichheit die Kanten (edges) darstellen. Somit sind für die Studie vor allem Münzen relevant, die aus gesicherten archäologischen Fundkontexten stammen. Die Ergebnisse der Sozialen Netzwerkanalyse werden in einem Geographischen Informationssystem dargestellt, um die räumliche Dimension des Münzumlaufes in ausgewählten Zeitscheiben zu erfassen. Um die Datenbasis möglichst umfangreich zu gestalten, nutzt das Projekt computergestützte Lösungsansätze, die auf Künstlicher Intelligenz basieren, mit dem Ziel, große Mengen an Münz Bilddatensätzen semi-automatisiert dem jeweiligen Münztyp oder Stempel zuzuweisen. Keltische Münzen, insbesondere Fundmünzen von oft unterschiedlichen Erhaltungsgraden, stellen aufgrund ihrer Vielfalt und der unausgewogenen Datensätze für die Künstliche Intelligenz eine besondere Herausforderung dar. Bereits in einem Vorprojekt (ClaReNet), finanziert vom BMBF, konnten wir exemplarisch zeigen, dass diese Ansätze (basierend auf Deep Learning und auch Feature Detection Algorithmen) trotz der Vielfalt der Münzen ein sehr gutes Potenzial haben, den traditionellerweise sehr zeitaufwändigen, händischen Prozess zum Identifizieren der Typengleichheit und von Stempelverbindungen beschleunigen zu können. Ziel des Projektes ist es, diesen Ansatz in enger Zusammenarbeit zwischen Numismatik und Informatik weiter zu verfeinern und Open-Source-Werkzeuge zu erstellen, die auch von anderen entsprechend weiter genutzt werden können, beispielsweise zur semi-automatisierten Erkennung anderer archäologischer Fundgattungen. Die erstellten Münzfotografien werden im virtuellen Verbundkatalog Online Celtic Coinage einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.
The interdisciplinary research project de retibus nummorum (DeReNum) aims to reconstruct the emergence and development of the Celtic monetary economy, communication networks and economic areas. The basis for this are Celtic coins of the 3rd to 1st centuries B.C., which will be studied by means of typological distribution and die links, as well as by analysing the coins’ find contexts. This disparate information will be incorporated into a social network analysis, a method currently used in the social sciences, but not yet established in numismatics. Social network analysis uses quantitative analysis to explore the connections and dependencies of individual actors – here sites and coins – in a social system. In our example, the sites, in particular settlements, form the nodes of the network, whereas matching types or dies represent the edges. Coins from secured archaeological find contexts are therefore most relevant for the study. The results of the social network analysis will be presented in a Geographic Information System to capture the spatial dimension of coin circulation in selected time slices. In order to leverage as complete a data basis as possible, the project uses computerassisted approaches based on Artificial Intelligence with the aim of semi-automatically assigning a large number of coin image datasets to the respective coin types or dies. Celtic coins, in particular coins of often varying degrees of preservation from finds, pose a particular challenge for Artificial Intelligence due to their diversity and unbalanced datasets. Already in a preliminary project (ClaReNet), funded by the BMBF, we were able to show exemplarily that these approaches (based on Deep Learning as well as Feature Detection algorithms) have very good potential for accelerating the traditionally very time-consuming, manual process of identifying both typological correspondence and die links, despite the diversity of the coins. The goal of the project is to further refine this approach in close collaboration between numismatics and computer science, and to create open-source tools that can be further used by others accordingly, for example for semi-automated recognition of other categories of archaeological finds. The coin photographs produced by the project will be made available, annotated with the relevant metadata, to a broad public in the virtual union catalog Online Celtic Coinage.
Dauer/Start:
36 Monate, offizieller Start ca. November 2024
Sonstiges:
DeReNum ist der Nachfolger zum ClaReNet Projekt